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"Die Macht der Gefühle - Deutschland 19I19" - Eine Ausstellung

  • Am Samstag, dem 26.9. 2020 ist die Ausstellung von 13:00 Uhr bis 17:00 Uhr geöffnet.
  • Die Schau wird gezeigt in der VHS Vogtland, Stresemannstraße 98 in Plauen. 
  • Mitglieder des Runden Tisch werden vor Ort sein und stehen für Fragen und Gespräche zur Verfügung!

Zur Ausstellung

Die Politik, so scheint es wird zunehmend von Gefühlen bestimmt: wir leben in Zeiten der Daueraufgeregtheit, des ständigen Empörtseins.Fakten werden durch gefühlte Wahrheiten in Frage gestellt. Die Welt wird immer unüberschaubarer, aber paradoxerweise haben einfache Antworten auf komplexe Fragestellung Hochkonjunktur. Die sog. „politische Mitte“ weiß mit diesen aufgeheizten Emotionen oftmals nichts anzufangen.

 

Die Ausstellung schaut auf die vergangenen 100 Jahre und stellt die Frage nach der Wirkung von Emotionen wie Angst, Hoffnung, Liebe, Wut. Die Macherinnen dieser Ausstellung, das sind die beiden Historikerinnen Ute Frevert und Bettina Frevert (Mutter und Tochter) , verfolgen mit diesem Ansatz eine radikal neue Herangehensweise an Geschichte. Neben den historischen Fakten nehmen sie auch die Emotionen, die die historischen Fakten begleiten, in den Blick. Die Notwendigkeit dieses Ansatzes ergibt sich aus der Tatsache, dass Handlungen immer von Gefühlen begleitet werden. Sie sind nicht nur bloßes Beiwerk, sondern in der Regel auch Impuls und Triebkraft für Handlungen. Die Bilder, die die Ausstellung zeigt, fungieren hier als historische Quellen, aus denen sich Emotionen destillieren lassen: Geschichte als Emotionsgeschichte! Sie zeigt: es gibt einen Wandel der Gefühle. Dazu kommt die Tatsache, dass Emotionen auch immer ein Mittel zur Manipulation waren

In der Ausstellung werden bestimmte Jahre als exemplarisch für diesen Wandel vorgestellt: 1919 Gründung der ersten Republik, 1939 Beginn des 2. Weltkrieges, 1949 die doppelte Staatsgründung und Verabschiedung des Grundgesetztes,1989 die Friedliche Revolution und schließlich 2019 als das Jahr, das die Bedeutung des zeitgeschichtlichen Wandels von Emotionen ergründet und aufzeigt. 

Mit welchen Gefühlen ist die Gesellschaft und die Politik heute im Jahre 2020 besonders konfrontiert? Welchen emotionalen Wandel erleben wir in diesen Tagen? Vertrauen war gestern, heute ist Wut?  So lautet - als Frage formuliert – ein provokativer Untertitel zu eines der dargestellten Bilder. Wut ist eine aggressive und machtvolle Aggression. Ein wütender Mensch ist anfällig für Manipulationen. Er verliert sich in diesem Gefühl. Aber der „Wutbürger“ ist nicht per se ein vernunftloses Wesen. Manchmal hat er gute Gründe dafür, um auf die Straße zu gehen, um über die Lautstärke seiner artikulierten Wut, eine Debatte anzustoßen, die bis dahin nicht gesehen wurde oder nicht besprochen werden wollte. Wenn die Wut, oder ihre abgemilderte Form, die Enttäuschung, einmal auf der Straße angekommen ist, dann darf Politik sie dort nicht ungehört alleine lassen. Denn dadurch macht sie es den Demagogen einfach, diese Wut zu instrumentalisieren. Wut als Ausgangspunkt für eine ernst genommene Debatte kann durchaus eine produktive Wirkung haben. (Stichwort: Bürgerparlamente statt Bürgerwehren)

In diesem Sinne will die Ausstellung einen Lernprozess vermitteln, der uns daran erinnern soll, dass Demokratie auch eine Auseinandersetzung mit dem Irrationalen wie Emotionen sein muss.


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