Veranstaltungen

Die Ausstellung wurde vom  11. September bis zum 9. Oktober 2020 in der Volkshochschule Vogtland in Plauen gezeigt. Die Organisation war eine Kooperation des Runden tisch für Demokratie. Toleranz und Zivilcourage im Vogtlandkreis und der LAG Kirche für Demokratie und Menschenwürdeder (eeb Sachsen). Bereitgestellt wurde die Ausstellung von der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung.

Im  Zuge der Ausstellung entstand ein Video von einer Diskussionsrunder zum Thema "Gefühle. Trieb oder Sprengkrafz im politischen Diskurs". Die Geprächpartner waren Polizeipräsident René Demmler aus Zwickau,  Bürgermeister Steffen Zenner aus Plauen, Jans-Jörg Rummel, Pfarrer der St. Johannisgemeinde Plauen und Matthias Eulitz, DGB Südwestsachsen aus Plauen. Die Diskussion wure moderiert von Jörg Simmat aus Plauen


Gedanken zur Ausstellung:

Jedes der Ausstellungsposter verdient es kommentiert zu werden.

Seit fast einem halben Jahrhundert berührt mich immer wieder der "Kniefall Willy Brandts" in Warschau. Neben der emotionalen symbolischen Wirkung damals erinnere ich mich an Kommentare von Nachbarn, Arbeitskollegen und auch Funktionären, die eigentlich auch heute noch nicht druckreif sind.

Diese Demutsgeste des Bundeskanzlers drückte sowohl Scham über das Schreckliche als auch die Bitte um Vergebung aus!

Gleichzeitig mahnt besonders dieses Bild, Toleranz zu Anderen zu zeigen, zu leben. Daß diese Mahnung ihre Gültigkeit nicht verloren hat, zeigen die Ereigniss der letzten Jahre. Ich denke da an das "Sonnenblumenhaus", an Mölln, an NSU, an Heidenau, an Halle, aktuell an Hamburg.

Als Mitglieder des "Runden Tisches" versuchen wir unseren Beitrag für eine tolerante demokratische Gesellschaft zu leisten.

Jörgen Meyer

Empörung

Gefühle sind wichtig - sie machen uns Menschen menschlich. Aber sie sollten von uns nicht vollständig Besitz ergreifen, sondern wir täten gut daran, sie zu kontrollieren und zu kanalisieren. Aber auch negative Gefühle haben ihre Berechtigung und müssen irgendwie verarbeitet werden.

So geht es mir mit der Empörung: Ich bin empört, wenn Nazis wieder widerstandslos über Plauener Straßen laufen. Ich bin schockiert, dass es möglich ist, einen Menschen wie Trump zum Präsidenten der Weltmacht USA zu machen. Mich empört, dass so viele Menschen bedenkenlos AfD wählen. Es gibt so viele Ungerechtigkeiten auf dieser Welt, dass man verzweifeln könnte. Deshalb muss ich etwas dagegen tun, mich engagieren und mit Gleichgesinnten handeln, dass mich nicht die Empörung lenkt, sondern der Wille, etwas Sinnvolles dagegen zu versuchen.

 

Scham

Dieses Gefühl beschäftigt mich in letzter Zeit häufig und lässt mich oftmals nicht in Ruhe.

45 Jahre nach Ende des 2. Weltkrieges bin ich zutiefst erschüttert und schäme ich mich für die Verbrechen, die Deutsche über die ganze Welt gebracht haben. Ich schäme mich so unendlich, dass Europa von den Werten der westlichen Zivilisation spricht, Diktatoren über Menschenrechte belehrt und diese dann in Moria einfach so verletzt und Flüchtlingen mit dieser Verletzung angeblich das Signal senden will, vom Hort der Menschenrechte ja fern zu bleiben. Und ich schäme mich auch, dass die mutige Plauener Zivilgesellschaft, die einen so großen Beitrag zur friedlichen Revolution von 1989 geleistet hat, heute eine schweigende Mehrheit gegen Rechts ist, mehrheitlich keine Distanz gegenüber Nazis zeigt und AfD als eine Alternative sieht...

Natürlich schäme ich mich auch für meine persönlichen Fehler und Unzulänglichkeiten, nicht immer das zu tun, was mir eigentlich entspricht und deshalb bin ich Mitglied am Runden Tisch, um mich nicht vor meinen Enkeln für das Versagen schämen zu müssen, sondern etwas Positives zu bewegen.

Thomas Gottwald

 

Empathie

Was würden wir selbst an denen Ihrer Stelle tun? Würden wir genau so handeln? Würden wir ebenso unseren gesamten Hausstand aufgeben, teils auch Familie usw., nur um aus einem Krisenherd, einer Kriegssituation und einer wirtschaftlichen Not zu entfliehen? Können wir das überhaupt erfassen und einschätzen, was das bedeutet und wie schlimm das für die Menschen ist?
Ich denke nicht. Wenn ich so richtig darüber nachdenke, geht es uns doch viel zu gut, als dass wir wüssten, was das bedeutet, "im Krieg zu leben" oder "nicht zu wissen, ob man am nächsten Tag etwas zu essen hat".
Wir haben hier zwei große gesellschaftliche Probleme. Neid und Egoismus. Diese werden durch bestimmte bunte Blätter der Sensationspresse, durch soziale Medien mit deren Algorithmen oder auch durch politische Populisten tagtäglich weiter geschürt.
Egoismus, weil man immer wieder eingetrichtert bekommt "...die da oben wollen Euch was wegnehmen und es den anderen geben..." oder auch "...die da oben wollen Eure Freiheiten beschränken, Euch unterdrücken, damit andere Euren Platz einnehmen...".
Neid, weil es so oft heißt "...die kommen hier her und bekommen dies, das und jenes einfach so geschenkt...", "...die arbeiten nicht und haben trotzdem immer das neueste Smartphone...".
Dieses bewusste Schüren von Neid und Egoismus, das Erzeugen von Ängsten, blockiert bei sehr vielen Menschen eben jene Empathie, die notwendig wäre, um Zusammenhänge besser zu verstehen. Um Mitgefühl zu entwickeln. Auch um selber Mensch und menschlicher zu sein.
Es ist natürlich auch die Frage der eigenen Erziehung und des eigenen Willens, sich selbst immer wieder zu hinterfragen und seine eigene Persönlichkeit weiterzuentwickeln.
Abschließend kann ich nur appellieren, mehr auf sein Herz zu hören, sich in jeder Situation fragen "Wie würde ich handeln, was würde ich in dieser Fremdlage tun.".
Wir brauchen unbedingt viel mehr Einfühlungsvermögen, mehr Mitgefühl, mehr Menschlichkeit - eben mehr Empathie.

Kai Grünler

 

Nostalgie

Nostalgie ist von Unbehagen angesichts der Gegenwart ausgelöstes Stimmungsbild, das eine unbestimmte Sehnsucht nach vergangenen angeblich besseren Zeiten hervorruft. Nostalgie ist eine verführerische Empfindung. Sie lässt eine Vergangenheit entstehen, die von allem, was als störend empfunden wird, bereinigt ist: Sie imaginiert ein besseres Gestern. So entsteht eine Sehnsucht nach dem Vergangenen, die immer auch ein wenig Flucht aus der Gegenwart ist, die anstrengend oder bedrohlich geworden ist. Oder einfach zu anders.

Nostalgie lässt sich gut politisch ausnutzen, z. B. durch eine propagierte Rückbesinnung auf eine glorreiche Vergangenheit, zu der man zurückkehren will.

(Beispiel: Make america great again) und zu der im Vergleich die Gegenwart nur als Verfall erscheinen kann.

 

Ressentiment

Ressentiment bedeutet der heimliche Groll, der sich vom Zorn dadurch unterscheidet, dass er sich nicht laut artikuliert, sondern vor sich hin schwelt und brütet. Etwas nagt an dem Grollenden und verdüstert sein Leben. Ressentiment richtet sich immer nur von unten nach oben. Es ist ein Zeichen von Ohnmacht.

Das Ressentiment attackiert nicht direkt, sondern auf Schleichwegen, es greift nicht das Überlegene an, sondern behauptet, es existiere überhaupt nichts Überlegenes, beziehungsweise es sei woanders zu finden, und alles, was bislang als Überlegen gegolten habe, sei unter moralischen Gesichtspunkten anrüchig, diskriminierend, ein bloßes Machtmittel, eine Konvention, ein "Konstrukt". Aus der Perspektive des Ressentiment wird so das Gute, Positive verächtlich gemacht: ein Mensch, der hilfsbereit ist und dadurch Gutes tun möchte, wird zum „Gutmensch“, die Demokratie ist in Wahrheit eine Diktatur, die sog. „Elite“ ist eine bösartige, dekadente Oberschicht, Politiker sind machthungrige Despoten.

Ulrike Liebscher

 

Stolz

Stolz ist ein schwieriges Gefühl. Es wird leider oft als menschenfeindlicher Nationalstolz regelrecht missbraucht. 

Auf der anderen Seite kann jeder auf sich stolz sein, der Menschen in Not hilft, ihnen beisteht oder sich für Ihre Rechte einsetzt.

Dominik Lenk

 

 

 

 

Hoffnung

zur Überwindung von Angst, Hass und Wut

In einer Zeit, in der Parteien und Gruppierungn scheinbar erfolgreich sind, in dem sie Hass auf andere verbreiten - Hass aud anders Aussehende, anders Denkende, Homosexuelle, aber auch Frauen, Politiker_innen, Polizist_innen oder Wut auf den Besitz, den Erfolg oder auf den Erfolg oder auch einfach nur das Dasein anderer und Angst verbreiten, ist es wichtig Hoffnung zu verbreiten. Hoffnung, dass unsere Demokratie eine Zukunft hat, und Hoffnung, dass diejenigen, die Angst; Hass und Wut verbreiten, auch weiterhin in der Minderheit bleiben.

Hoffnung machen mir die jungen Mensc hen, die sich für Fridays for Future engagieren und samit für eine lebenswerte Zukunft kämpfen.

Als Mitglied des Runden Tisch gibt es mit Hoffnung, dass wir schon einige Rückschläge überwunden haben und dass wir ein angenehmer "Haufen" hoffnungsvoller Menschen mit kreativen Idenn, voller Visionen und mit dem Herz am rechten Fleck sind.

Diana Zierold

 

Vertrauen

Ich lebe vom Vertrauen. Ich vertraue auf Menschen, die es gut mit mir meinen. Ich vertraue darauf, dass ich bei einer grünen Ampel die Straße sicher überqueren kann. Ich vertraue auf Absprachen. Ich geha davon aus, das einer meint, was er sagt.
Im Blick auf gesellschaftliches Engagement: Ich vertraue auch darauf, dass nach Recht und Gesetz verfahren wird. Ich vertraue darauf, dass die Polizei mich schützt.
Ich habe das Vertrauen von meinen Eltern gelernt. Ich vertraue meiner Ehefrau und sie mir. Ich brauche es im Leben immer und überall. Ohne Vertrauen kann ich nicht leben. Niemand kann ohne Vertrauen leben.
Nun gibt es auch die Erfahrung, dass das Vertrauen enttäuscht wird. Jemand hat mich belogen, reingelegt. Jemand hat mir was versprochen – hält es aber nicht. Ich verlasse mich darauf, dass die Welt morgen genauso funktionier wie heute, aber es kommt ganz anders.
So ergeht es gerade der ganzen Menschheit. Die Corona-Krise hat die Welt verändert, hat Unsicherheit gebracht, hat Pläne zunichte gemacht. Mein Vertrauen in das Leben ist ins Wanken geraten.
Im Blick auf gesellschaftliches Engagement: Absprachen unter Partnern werden nicht eingehalten. Die Polizei verhält sich misstrauisch mir gegenüber – obwohl ich meiner Meinung nach keinen Anlass dazu biete.
Aber ohne Vertrauen – ich sagte es schon – kann ich nicht leben.
Wenn Menschen das Vertrauen enttäuschen und die Welt nicht hält, was sie verspricht - bleibt das Vertrauen in Gott. Ja, ich habe das grundsätzliche Vertrauen in Gott: Da ist jemand, der mit mir durchs Leben geht, auch wenn die Wege holprig oder dunkel sind. Gott ist mit mir, auch wenn ich ihn womöglich nicht spüre und den Sinn meines Weges nicht verstehe.
Mein Vertrauen in Gott bedeutet allerdings nicht, dass ich denke: Gott wird schon alles für mich regeln und machen. Nein, handeln muss ich selbst! Aber das Vertrauen zu Gott gibt mir die Kraft, das Leben (auch wenn‘s schwierig wird) auszuhalten. Es gibt mir auch den Mut, die Welt zu verändern nach meiner kleinen Kraft.
Gott-Vertrauen ist der Schlüssel zur Heilung. Dein Glaube/Vertrauen hat dir geholfen, sagt Jesus zu den Menschen, die durch die Begegnung mit heil geworden sind.
Neues Vertrauen kann auch die Spaltung der Gesellschaft heilen, deren Ursache ja das Misstrauen ist. Ich weiß jetzt noch keinen Weg. Außer Gottvertrauen. Das kann mich befreien vor der Angst.
Es ist dien Angst, es ist das Mißtrauen, dass auch mich behindert und lähmt in meinem Engagement für das Leben und gegen Menschenfeindlichkeit. Durch Gottvertrauen könnte es geschehen, dass ich mir selber mehr zutraue.
So wollen wir es auch halten als Christen: Wir engagieren uns in der Gesellschaft gemeinsam, fair und im Vertrauen auf Gott. Das war seit den 80er Jahren so.
Heute ist es schwerer, weil die Spaltung der Gesellschaft durch die Kirche geht.
Wir gehen gemeinsam durch diese Zeit der Corona-Krise – gemeinsam mit Gott und gemeinsam als Schwestern und Brüder. Gott vergisst uns nicht, und wir vergessen einander auch nicht. Gott lässt uns nicht allein, und wir lassen uns auch nicht allein. Wir helfen einander. Anders als die Jünger Jesu damals – sie haben ihren Herrn in seiner Todesqual am Kreuz im Stich gelassen. Aber auf Gott ist Verlass; er hat Jesus auf seinem Leidensweg ans Kreuz nicht verlassen. Gott hat Christus neues Leben geschenkt. Gott wird solches Leben auch uns schenken. Dieses Versprechen gilt - selbst wenn mein Gottvertrauen wankt.

Hans-Jörg Rummel, Pfarrer